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Darf ich sie Ihnen schenken?

Ich gehe an einem Donnerstagvormittag durch die Enge in Steyr und sehe mir die Todesanzeigen beim Bestattungsinstitut Stiegler an. Es ist ein grauer regnerischer Vormittag und meine Stimmung entspricht dem Farbton des Wetters. Plötzlich lacht mich eine Sonnenblume an und jemand sagt: „Darf ich sie Ihnen schenken? Wenn Sie erlauben, erzähle ich Ihnen auch gerne auf welchem Platz diese Sonnenblume gewachsen ist.“ Jetzt erst sehe ich das Lastenfahrrad, vollgeladen mit den schönen, vitalen Blumen, und einige freundliche Leute mit Feuer am Hut, die die Sonnenblumen austeilen und Unterschriften sammeln.                                                                                                           

Will ich wirklich wissen, worum es da geht, oder sollte ich nicht lieber die Flucht ergreifen? Ich unterschreibe nicht gerne etwas – ich fühle mich dann irgendwie festgelegt. Aber die Stimmung ist gut und die Leute sind freundlich, also entscheide ich mich fürs Bleiben. Es geht um die Westspange als Teil einer Transitroute. Wie kann man sich da nur engagieren? Das ist ja ohnehin schon beschlossene Sache. Und wofür haben wir denn unsere gewählten Volksvertreter? Die werden schon das Richtige tun. Und mir persönlich ist mein Auto und meine Freiheit auch sehr wichtig.

Als ich gerade gehen will, schnappe ich einen Satz auf: Dort wo die Westspange gebaut werden soll, wächst unsere Nahrung.

Die Böden in unserer Region sind sehr ertragreich und werden es auch in Zukunft sein, wenn Hitze und Trockenheit noch mehr zunehmen.

Wir müssen aufhören, unsere wertvollen Flächen zu versiegeln! Wenn wir überleben wollen, müssen wir umdenken!
Bei dem Wort Zukunft sehe ich meine 5 Enkelkinder zwischen 4 und 13 Jahren vor mir. Sie dürfen noch nicht ihre Stimmen abgeben, dort wo es um für sie entscheidende Fragen geht. Für sie muss ich jetzt dableiben und mich mit dieser Sache auseinandersetzen. Und auf einmal wird mir klar: Wir können das Wohl unserer Kinder und Enkelkinder nicht der Politik überlassen. Wir müssen selbst unseren kritischen Verstand verwenden und Verantwortung übernehmen. Plötzlich fällt es mir ganz leicht, meine Unterschrift auf die Liste zu setzen. Ich verabschiede mich und gehe beschwingt nach Hause – mit meiner Sonnenblume in der Hand, die ich in der großen Vase ans Fenster stellen werde.

(Impressionen der Erlebniswelt einer Passantin angesichts der Sonnenblumenaktion von Dahuatbrennt)       

Die Steyrer Westspange behindert und verzögert die Bemühungen Österreichs das Klimaneutralitätsziel 2040 zu erreichen.
Sie kostet 70-80 Mio Euro, die dringend für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, von sicheren Rad- und Fußwegen benötigt würden.
Und sie vernichtet konkret unzählige Hektar fruchtbarsten Boden – Boden, den wir für unsere Ernährung brauchen werden!