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„Hallo, darf ich Ihnen eine Sonnenblume schenken?“

Mit diesen Worten wurden in den letzten Wochen immer wieder Passanten in der Steyrer Altstadt von Menschen mit „brennenden“ Hüten angesprochen. Zuletzt auch am Samstag.

Die Reaktionen darauf waren recht abwechslungsreich – von „Sehr gerne, wie komme ich dazu?“ bis zu demonstrativem Wegschauen war alles dabei. Zeigte sich jemand interessiert, erfuhr sie oder er sehr bald, woher der Blumensegen rührte: nämlich, dass an diesem Tag bereits um 6 Uhr früh einige Mitglieder der Initiative „Da Huat brennt!“ zum Sonnenblumenernten unterwegs waren. Und dass dort, wo jetzt noch die Sonnenblumen blühen, schon in zwei Jahren der Bau der sogenannten Westspange beginnen soll.

Ackerland wird zerstört

„Für den Bau dieser Transitstraße werden rund 20 Hektar fruchtbares Ackerland zerstört, das wollen wir verhindern. Dazu haben wir eine Petition gestartet, und wir versuchen, unsere Mitmenschen über die Hintergründe zu informieren“, sagt ein Mitglied der Initiative. „Für Steyr würde die Westspange keine Verkehrsentlastung bringen, wie das fälschlicherweise gerne behauptet wird, sondern ganz im Gegenteil, die Westspange wird aufgrund des zusätzlich angezogenen Transitverkehrs zu einer wesentlich höheren Verkehrsbelastung in Steyr führen. Das kann auch aus den offiziellen Zahlen der Verkehrserhebung des Landes OÖ klar herausgelesen werden.“

Grund dafür sei, dass diese vier Kilometer lange Straße in Steyr nur ein Puzzlestein in einem europaweiten Transitstraßennetz ist, sind die Westspangen-Gegner überzeugt. Es gehe nicht um die Entlastung einzelner Ortschaften wie Steyr, sondern um etwas viel Größeres, es gehe um eine neue Verbindung zwischen Hamburg im Norden und der Hafenstadt Koper bei Triest im Süden. Um eine neue Transitroute, die in Österreich über die Mühlkreisautobahn (S10) und Phyrnautobahn nach Süden führen wird, und als Abkürzung zwischen Linz und Klaus auch über die B309, die Westspange Steyr und das Steyrtal.

Entlastungslüge Westspange

Nur wenige hätten von der geplanten neuen Nord-Süd-Transitroute bereits etwas gehört, denn dieses Vorhaben werde medial klein gehalten. Auch wissen die wenigsten, dass es einen Vertrag zwischen dem Land OÖ und der Stadt Steyr gibt, der besagt, dass nach dem Bau der Westspange, die Ennser Straße zwischen dem Bauhaus und dem Taborknoten vierspurig ausgebaut werden soll. Alleine dieser Vertrag führe eines der Hauptargumente für den Bau der Westspange ad absurdum, nämlich, dass die Westspange den Taborknoten entlasten wird.


„Die meisten Gespräche sind freundlich und interessant, auch wenn manche skeptisch bleiben und nicht gegen die Westspange unterschreiben wollen. Über die Blumen freuen sich aber alle, und wenn möglichst viele Leute mit Sonnenblumen über den Stadtplatz gehen, dann wissen wir, das war ein erfolgreicher Verteilertag. Bis jetzt haben uns um die 2.600 Menschen mit ihrer Unterschrift unterstützt. Wir haben aber noch viel vor“, sagt die Dame mit dem Hut und steuert ein junges Elternpaar an.  „Hallo, darf ich Ihnen eine Sonnenblume schenken, oder zwei?“