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Feuer am Dach.

// Manchmal darf es sein, den Optimismus und die gute Laune kurz ruhen zu lassen.
Umso mehr, als wir viel mehr davon bräuchten, um die Welt zu retten und die
Probleme an den Hörnern zu packen. Oder sollten wir besser die „Großen“ dieser
Welt anderswo packen und dann auf Nimmerwiedersehen …. Entschuldigung, jetzt
galoppiert mir tatsächlich die Fantasie davon. Ist aber ein gutes Zeichen, die gute
Laune scheint sich bereits zu erholen. Der Optimismus verlangt allerdings nach
Durchblättern der Morgenzeitung dringend eine Verlängerung der Auszeit. Also mir
war heute anstatt locker fließender Ironie ausnahmsweise nach einem
(selbst)kritischen Gedicht. Erst dann bin ich wieder bereit für wohltemperierte
philosophische Späße und Aufmunterungen. //


Die ganze Nacht nachgedacht, kaum ein Auge zugemacht.
Erkenntnis dann bei Tageslicht: Es ist vorbei. Wir schaffen‘s nicht.
Wie denn auch, wir tun ja nichts. Anstatt zu handeln angesichts
der sehr prekären Faktenlage vergammeln wir die Schicksalstage.
Wohin man schaut, wird’s ständig wärmer, wo der Mensch arm, wird er noch ärmer.
Wo Eintracht herrscht und Frieden ist, vergiftet Neid mit seiner Gischt
das Klima und der Menschen Herzen. Kaum jemand hört der Schöpfung Schmerzen.
Die Jugend klebt am Boden fest, and‘re tun and‘res aus Protest.
Sie sind verzweifelt, suchen Halt, das lässt die Alten ziemlich kalt.
Ja, es wird kalt und immer kälter, und auch die Jungen werden älter.
Sie werden ihre Zukunft suchen, laut die Versäumnisse verfluchen,
die wir verursacht haben. Sie werden leiden und uns fragen:
Wo wart ihr, als wir flehend baten, uns zu helfen, nicht zu verraten?
Warum habt ihr so unverhohlen, die Zukunft uns’rer Welt gestohlen?


Franz Brunner