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Die Steyrer Klimaschutzstrategie – ein Sammelsurium leerer Phrasen, ein Zeugnis des Scheiterns

| Roland Mayr, Beirat im Umweltausschuss der Stadt Steyr |

Ich sitze an meinem Schreibtisch und blättere durch den „Klimaneutralitätsfahrplan Steyr 2040“.  Wie den aktuellen Zeitungen zu entnehmen ist, haben gemäß Stadträtin Katrin Auer an dessen Erstellung die Mitglieder des Umweltausschusses, die Beiräte und externe Experten mitgearbeitet.

Ich bin einer dieser Beiräte, der angeblich an der Erstellung der „Strategie“ mitgearbeitet hat. Tatsache ist, dass ich an allen vier Workshop-Tagen teilnahm, das endgültige Strategiepapier aber am 20. Mai 2024 zum ersten Mal sah, als die Einladung für den nächsten Umweltausschuss bei mir eintrudelte. Während des gesamten Entstehungsprozesses der Klimaschutzstrategie, der Ende 2022 begann und über 14 Monate bis in den Frühling 2024 reichte, kannte den Inhalt des Arbeitspapiers nur das sogenannte Redaktionsteam, bestehend aus Katrin Auer (SPÖ), Kurt Prack (Grüne) und den Moderatoren.

Im Rückblick betrachtet, wurden die Beiräte des Umweltausschusses als Feigenblatt für Pseudo-Bürgerbeteiligung missbraucht. Man ließ uns an den vier Workshop-Tagen diskutieren und in meinen Augen zukunftsweisende Ideen für Steyr entwickeln. Wir taten das in der Hoffnung, dass unsere sehr konkreten Ideen in die Strategie aufgenommen werden. Die anwesenden Politiker heuchelten auch sehr überzeugend Interesse an unseren Ideen. Das Ergebnis des Prozesses lässt mich nun aber absolut ernüchtert zurück.

Blutleer, ohne Kraft

Vor mir liegt das Abschlusspapier: blutleer, ohne Kraft, ein Sammelsurium leerer Phrasen, ein Zeugnis des Scheiterns. Eine unkonkrete Absichtserklärung, in den nächsten Jahren wieder nur alle möglichen Konzepte, Pläne und Leitfäden zu erarbeiten, mit denen Steyr dann irgendwann beginnen würde in Richtung Klimaneutralität zu torkeln, irgendwann um das Jahr 2030 herum.

Da fällt mir ein: 2030, da war doch was … ja genau … bis 2030 müssen wir weltweit den CO2-Ausstoß um mindestens 50 Prozent reduzieren, wenn wir noch irgendwie verhindern wollen, dass die Erderhitzung bereits in 10 bis 15 Jahren die +2 Grad-Grenze übersteigt und außer Kontrolle gerät. Mir wird wieder einmal bewusst: Die nächsten sechs (!) Jahre entscheiden über das Schicksal der Menschheit!

Wie sollen wir weltweit den Umstieg auf erneuerbare Energien in so kurzer Zeit schaffen, wenn wir bereits in einer kleinen, überschaubaren Provinzstadt wie Steyr an den notwendigen Maßnahmen scheitern? Steyrs Politiker haben mit wenigen Ausnahmen leider nicht einmal ansatzweise die absolute Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen verstanden!

Ich sehe aus dem Fenster, möchte mich ablenken, Kinder spielen in der warmen Frühlingssonne, toben herum, ich höre ihr fröhliches Kinderlachen. Kinderlachen, das mich normalerweise sofort auch fröhlich macht, heute macht es mich traurig.

Was werden wir diesen Kindern in zehn Jahren erzählen, wenn es dann zu spät sein wird, die für uns tödliche Erderhitzung zu stoppen?

Zu spät, weil uns im Jahr 2024 der Mut fehlte, die richtigen Dinge zu tun!

Was werden wir ihnen sagen?

Es wird keine Worte dafür geben.