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Mehr Asphalt und weniger Leben: die Westspange

Von Sabina Kieninger: Es sieht so aus, als wollten wir unserem Ruf, in Österreich die großzügigsten Straßenbauer Europas zu sein, auch in Steyr schwungvoll Folge leisten! Der Bau der Westspange würde viele Hektar fruchtbaren Bodens zerstören. Schon beim Straßenbau werden große Mengen an CO2 freigesetzt. Dazu kommen die Abgase der Fahrzeuge. Wir können davon ausgehen, dass die Einladung zum bequemen Fahren angenommen wird: Die Autos in Steyr werden noch mehr werden!

Wie können wir jemals klimaneutral werden, wenn wir auf Straßenbau setzen statt auf gut ausgebauten öffentlichen Verkehr mit kurz getakteten Intervallen? Was spricht dagegen, die Güter auf die Schiene zu bringen anstatt dem LKW-Verkehr ein immer attraktiveres Pflaster zu bieten? Wir müssen auch damit rechnen, dass die Westspange den Frächtern, die auf der Pyhrnautobahn Maut sparen wollen, als billige Ausweiche dienen wird.

Laut Verkehrsclub Österreich ziehen neue Straßen zusätzliche Straßenprojekte nach sich. Der Westspange wird die nächste sogenannte Entlastungsstraße folgen. Danach werden sich dort, wie auch an der Westspange, Betriebe ansiedeln. Wieder Bodenversiegelung im großen Stil.

Für Steyr, diese unglaublich attraktive Stadt und ihre schöne Umgebung würde es eng werden in ihren Korsetten aus Asphalt. Landwirtschaftliche Anbauflächen, Wiesen und Naherholungsgebiete werden weniger. Der Lebensraum für Tiere wird noch enger. Der Boden kann dort, wo er verbaut ist, weder CO2 noch Wasser speichern. Durch die aufgrund der Klimakrise zunehmenden Starkregenfälle sind wir aber gerade auf diese Speicherfähigkeit angewiesen.

Werden wir auf diese Weise den Bedürfnissen der nachkommenden Generationen nach einem guten Leben gerecht?  Achtzig Prozent der ÖsterreicherInnen wollen weniger Versiegelung. Wer wünscht sich diese Straßen in Steyr?

In vielen Städten werden mittlerweile Straßen rückgebaut. Müssen wir den Irrweg des Baus einer Westspange gehen oder können wir nicht gleich die richtigen Schritte setzen und zu einer Vorzeigestadt werden mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz, vielen Radwegen, guten Carsharing-Möglichkeiten und Begegnungsflächen: eine Stadt, die mit ihren beiden Flüssen ein Ypsilon bildet und die zusammen mit ihrer Umgebung aufgrund ihrer Schönheit und ihrer hohen Lebensqualität zunehmend zum Ziel für einen sanften Tourismus wird.  Es gibt Hoffnung. Die Weichen sind zwar schon gestellt. Aber die Entscheidung ist noch nicht getroffen. Oder?