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Hochverehrte Politiker!

| Mag. Alfons Rodlauer |
Ich darf Sie ersuchen, uns die Wahrheit über die Westspange zu erzählen. Sie ist eine Transit-Route einer europäischen Transversale von Nordeuropa bis in den Süden zu den Adriahäfen. Rund um Linz will man diese drohende Verkehrshölle ein wenig weghaben, …

ein Stück grünes Land in der Stadt Steyr soll dafür dran glauben – für den geplanten letzten Lückenschluss, den sie verharmlosend Westspange nennen.

Wenn Sie die Wahrheit sagen, würden sie das Projekt des Landes Oberösterreich nicht als Westspange bezeichnen, sondern als Verkehrs-Würgegriff. Er bringt keine Entlastung, sondern eine Transithölle. Ein Brummen, ein Tosen, ein Stinken, ein Stauen, eine Zerstörung unserer besten Ackerböden, ein Ausbeuten im Sinne von “koste es uns was es wolle.“ Sind ja eh unsere Steuergelder. Da lachen sich die Frächter ins volle Fäustchen. Die Barone der billigen Landstraße zahlen nicht, sie kassieren. Und die Rechnung schicken sie trotzdem nach Steyr.

Amazon lässt grüßen. Kronstorf opfert für den Konzern unser gemeinsames bestes Ackerland. Laut einer AGES- Studie wird dieses Land – im Gegensatz zu vielen anderen landwirtschaftlichen Flächen – auch in den nächsten 20 Jahren nicht austrocknen. Die nehmen diese Straße geschenkt. Denen kann man das auch nicht vorwerfen. Den Verantwortlichen muss man es allerdings vorwerfen.

Und den Strom für Google? Davon haben wir doch genug.

Google wird für sein Zentrum dreimal so viel Energie benötigen, wie im Ennskraftwerk Ernsthofen produziert wird.

Ist ja genug davon da. Und diese Großabnehmer haben ja ohnehin die billigsten Tarife.

Da hab‘ ich doch was gehört über die letzten 50 Jahre, das soll sich etwas sehr zugespitzt haben. Die hochrangigsten Wissenschaftler im sogenannten Weltklimabericht beschreiben da unsere Situation auf unserem Planeten Erde als äußerst, wirklich äußerst bedrohlich. Es sei eins vor zwölf! Antonio Guterres, der politische Vertreter unserer UNO, spricht sich die Seele aus dem Leib: „Wir stehen als Menschheit vor dem Abgrund“.

Und Sie als PolitikerInnen stehen ganz vorne? Vor dem Abgrund?

Eher nein. Auch nicht die sehr Vermögenden, die es sich noch einige Zeit richten können, wenn sie Glück haben. Ganz vorne am Abgrund stehen die Menschen, die am wenigsten besitzen, den geringsten Lohn Heim bringen, zur miesen Arbeit heran gezogen werden solang sie nicht von einer Maschine ersetzbar sind, die im Konkurrenzkampf ausgepresst werden und vom gemeinsamen Bildungsweg mit den Begüterten ausgeschlossen sind. Jetzt stehen sie gegen alle Gewohnheiten in der ersten Reihe und vor dem Abgrund.

Vor einigen Jahren also konnte ich es mir noch leisten, zynisch zu sein. Heute ist mir das nicht mehr möglich. Es ist Zeit, unsere Situation in der Welt, und die ist in unserem Fall Steyr, Ternberg, Grünburg, Kronstorf…., so ernst zu nehmen, wie unsere Vernunft uns dazu verpflichtet. Und es ist Zeit, Klartext zu reden, mit der ganzen Betroffenheit unseres mitfühlenden Wesens: die Ärmsten unter uns werden die ersten sein, die dem Sturz ausgesetzt sind. Viele von ihnen stürzen heute schon, von einem Moment der Verzweiflung aus materieller Not in die Verzweiflung sozialer Überforderung. So sind wir das gewohnt im Wandel unserer Geschichte. Die Ärmsten zuerst. Die Arbeiter und Arbeiterinnen zuerst, wenn es ums Kündigen geht, um Außerdienststellungsangebote wie der neoliberale Kauderwelsch uns das verklickert.

Die Natur verhandelt weder mit der Industriellenvertretung, noch mit Gewerkschaftern oder dem Bauernbund. Die Natur setzt Tatsachen.

Sie spült uns Blechkarossen durch die Bäche wie in Hallein, sie lässt Steyr im Hochwasser erzittern oder sie lässt unseren ausgetrockneten Wald verbrennen wie Zunder und unseren Stadtplatz glühen. Da fahren die Autos dann klimatisiert durch den Stadtplatz. Allerdings – eine Information an die Kaufmannschaft: Autos kaufen nichts.

Und die Natur macht nicht halt vor den Besserverdienenden, sie hat auch keine spezielle Unterwürfigkeit vor den sehr Vermögenden: sie behandelt alle Menschen gleich. Sehr geehrte PolitikerInnen, wir als StaatsbürgerInnen bezahlen dafür, dass sie Entscheidungen treffen, die wissenschafts-basiert die Klimakatastrophe einpreisen in all ihre Handlungsentwürfe, die sie zum Wohle aller Menschen zu treffen haben:

Nehmen sie ihre Verantwortung uns allen gegenüber endlich wahr und verlassen sie die Pfade des gestrigen Konsumdenkens, denken sie mutig radikal neu hin zu einer Welt, in der wir nicht nur überleben sondern wirklich leben und sogar glücklich sein können dabei.

Wir fordern sie auf: Stoppen Sie die Transithölle-Westspange.
Stoppen sie Betriebsansiedelungen auf unseren Nahrungsflächen an der B 309.
Wir lassen uns und unsere Kinder nicht länger hinhalten!